Ski-Hersteller Kneissl im Porträt: Vom ersten Ski Österreichs zur Insolvenz

1919 fertigte Kneissl den ersten Ski Österreichs an Am 8.2.2011 brachte Gebauer den Insolvenantrag ein

Der Ski-Hersteller Kneissl kann auf eine lange Tradition zurückblicken. 1919 fertigte Franz Kneissl sen. den ersten Ski Österreichs an und meldete Kneissl Ski als Marke an. 1946 übernahm Franz Kneissl jun. das Unternehmen und stellte gemeinsam mit seinem Bruder Walter den Handwerksbetrieb auf industrielle Fertigung um.

In den 1960er Jahren entwickelte Kneissl mit dem "White Star" den ersten Kunststoff-Ski mit Holzkern, der als technologischer Meilenstein in der gesamten Skiindustrie gefeiert wird. Weltcupsieger Karl Schranz wird das Aushängeschild des Unternehmens. Mit der Produktion von Langlaufskiern und Tennisschlägern erreicht Kneissl in den 1970er Jahren eine führende Marktposition. 1980 muss Kneissl einen Konkursantrag stellen, nachdem ein Überbrückungskredit nicht gewährt wird. Der deutsche Langlaufhersteller Trak wird Eigentümer.

Drei Jahre später übernimmt die US-Firma Tristar die Marke Kneissl, zu der mittlerweile auch Trak und die Skimarke Olin gehören. Ende der 1980er Jahre übernimmt eine Unternehmergruppe rund um die als Sanierer geltenden Investoren Erhard Grossnig, Reinfried Spazier und Hans-Peter Haselsteiner die Mehrheit bei Kneissl

Erfolgreiche 1990er Jahre
Mit dem Big Foot gelingt Kneissl 1990 ein Verkaufsschlager, der nach mehreren Verlustjahren die Umsatztalfahrt bei Kneissl kurzfristig stoppt. Ein Jahr später folgt die Fusion mit dem oberösterreichischen Sportartikelhersteller Dachstein. 1992 bescherte der erste Carving-Ski "Ergo" von Kneissl der Branche einen Aufschwung. Die Firma Kneissl Dachstein wird in eine Aktiengesellschaft umgewandelt und künftig unter dem Namen "Kneissl Dachstein Sportartikel AG" geführt.

1995 verleibt sich Kneissl den Schweizer Sportartikelhersteller Raichle ein. Die Marken Dynafit, Dee Luxe und Marker folgen und werden ebenfalls in den Konzern integriert. Drei Jahre später folgt erneut ein Namenswechsel, diesmal entscheidet man sich für "kneissl & friends".

Ende der 1990er Jahre wurde der Verwaltungssitz im oberösterreichischen Molln geschlossen und die Zentrale wieder nach Kufstein verlegt. Kneissl verfügt zu dieser Zeit über zwei Standorte in Ungarn mit insgesamt 300 Mitarbeitern, 100 Beschäftigte arbeiten bei Raichle in der Schweiz und 200 in Kufstein.

Erneuter Konkursantrag 2003
Im September 2002 zeigt sich, dass die Expansionsstrategie nicht aufgeht. Das Kerngeschäft, die Skiproduktion in Kufstein, muss eingestellt werden und wird teilweise von Fischer übernommen. 2003 wird Raichle an den Schweizer Bergsportspezialisten Mammut AG verkauft. Im selben Jahr muss Kneissl Konkurs beantragen und steht mit 18 Millionen Euro in der Kreide.

Ein Jahr später übernimmt ein Tiroler Bieterkonsortium bestehend aus den Investoren Fritz Unterberger, Richard Labek, Anton Pletzer, Friedrich Obholzer und Karl Handl das marode Traditionsunternehmen. Sie steigen allerdings aller der Reihe nach wieder aus, zuletzt Unterberger.

Drei Jahr später stoppt Kneissl die Skimassenproduktion am Standort Kufstein. Aus Kostengründen wird die Alpinproduktion zu Fischer, die Langlaufskiproduktion nach Tschechien und die Big-Foot-Herstellung zu Pale in Kärnten ausgelagert.

Gebauer übernimmt Führung
2007 wurde Andreas Gebauer Geschäftsführer bei Kneissl und soll das Unternehmen retten. Kneissl schreibt aber weiterhin Verluste. Durch erhebliche Finanzspritzen der Eigentümer kann sich die Firma noch über Wasser halten. Obholzer steigt im Februar bei Kneissl aus.

Im Juli 2008 tritt Scheich Mohamed bin Issa Al Jaber erstmals in Erscheinung. Der vor allem durch seinen geplanten Einstieg bei der AUA bekannte austro-arabische Scheich wird mit 60 Prozent Mehrheitseigentümer bei Kneissl. Die restlichen 40 Prozent behält Unterholzer. Kneissl soll mit frischem Geld zu einer modernen Life-Stylemarke avancieren. Bekleidung, Erlebnisgastronomie und Hotelprojekte werden angekündigt. Die Umsetzung ist allerdings nicht von Erfolg gekrönt. Hotels in Osttirol und Kärnten kommen über die Planungsphase nicht hinaus.

Krisenmonat November 2010
Im November 2010 bringt das Wiener Modelabel Susan Strasser einen Exekutionsantrag gegen Kneissl ein. Die Firma lieferte nach eigenen Angaben hochwertige Bekleidung an, die entsprechende Rechnung über 158.000 Euro wurde allerdings nicht beglichen.

Im selben Monat wird bekannt, dass auch der ehemalige Eigentümer Fritz Unterberger auf Teile des Kaufpreises für seinen 40-Prozent-Anteil wartet. Auch er stellt einen Exekutionsantrag. 40-Prozent-Eigentümer ist seit dem Verkauf die UBH Unternehmensberatung Huber, des Tiroler BZÖ-Politikers Simon Hermann Huber.

Im November 2011 sieht sich Kneissl mit insgesamt fünf Exekutionsanträgen konfrontiert. Ende November plante Al Jaber plant eine Kapitalerhöhung in der Höhe von 1,2 Millionen Euro, die auf der Gesellschafterversammlung beschlossen wurde. Durch die Kapitalerhöhung wird der Scheich zum 99-Prozent-Eigentümer. Der frühere Eigentümer Unterberger brachte unterdessen einen Konkursantrag gegen die Holding ein. Ein Gerichtstermin am Innsbrucker Landesgericht, bei dem Gebauer und Al Jaber über die finanzielle Situation des Unternehmens Auskunft geben sollten, wurde nicht wahrgenommen.

Im Dezember 2010 stattete der Exekutor der Kneissl Star Lounge in Innsbruck einen Besuch ab. Bei Kneissl wartet man nach wie vor auf das Geld des Scheichs.

Al Jaber zahlt nicht
Nachdem Al Jaber die behördlich gesetzte Frist für die angekündigte Kapitalerhöhung am 31.12.2010 verstreichen lässt, bringt Unterberger am 5. Jänner 2011 erneut einen Konkursantrag gegen Kneissl ein. Vier Tage später bringt ein Gerichtsurteil eines ägyptischen Gerichts weiteres Ungemach für Al Jaber. Er wird in seiner Funktion als Aufsichtsratschef des Lebensmittelkonzerns Ajwa Food Industries in erster Instanz wegen Dokumentenfälschung und Aktienkursmanipulation zu zwei Jahren Haft verurteilt. Der Scheich kündigt umgehend Berufung an und weist die Berichte als "aus dem Kontext gerissen" und "falsch" zurück. Es habe sich um ein einleitendes bzw. vorbereitendes Verfahren gehandelt.

Laut Gebauer unterzeichnet der Scheich am 12. Jänner 2011 in Paris das notwendige Dokument für die Kapitalerhöhung. Er kündigt an, dass alle offenen Rechnungen beglichen werden, sobald das Geld eingelangt ist. Die Geschäftsführung wird um Andrea King erweitert. Mashael Al Jaber, die Tochter des Scheichs, wird von ihr abgelöst.

Am 07. Februar 2011 ließ Al Jaber auch die letzte Frist verstreichen. Geschäftsführer Gebauer bringt einen Eigenantrag auf Insolvenz für die Kneissl Holding GmbH, die Kneissl Tirol GmbH sowie die Kneissl Star Lounge GmbH ein.

(apa/red)

Kommentare

also ist er ein ölig schmieriger drecksack, oder nicht. dies an alle, die mich damals beschimpft haben.
die geprellten zulieferer gehen, wenn genug ausständig ist, vielleicht auch noch mit in den konkurs?
die anderen gläubiger, schreiben den verlust ganz einfach von der steuer wieder ab. ist das nicht wieder am rücken der österreichischen steuerzahler???
in ägypten hat er auch scheiße gebaut. hoffentlich ziehen sie ihm dort das fell ab, ich vergönne es ihm von herzen!

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